Anleitung und Tipps für den Umgang mit innerem und äußerem Outing für LGBTQIA+ Personen

Liebe Patientin, lieber Patient, liebe Interessierte*,

 

Das Erkennen und Akzeptieren der eigenen Identität als LGBTQIA+ oder queer ist ein bedeutender und oft herausfordernder Prozess. Sowohl das innere als auch das äußere Outing können zu emotionalen Belastungen führen. Diese Anleitung bietet Ihnen Tipps und Strategien, die Ihnen helfen können, mit diesem Prozess umzugehen und sich sicherer zu fühlen. Denken Sie daran, dass Sie sich Zeit nehmen dürfen und dass Unterstützung verfügbar ist.

 

1. Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge

Der erste und wichtigste Schritt ist die Akzeptanz Ihrer eigenen Identität.

  • Selbstreflexion: Nehmen Sie sich Zeit, um über Ihre Gefühle und Identität nachzudenken. Schreiben Sie in ein Tagebuch oder führen Sie Gespräche mit vertrauenswürdigen Personen.
  • Selbstmitgefühl: Seien Sie freundlich zu sich selbst und akzeptieren Sie, dass der Prozess des inneren Outings Zeit und Geduld erfordert.
  • Erlernen und Verstehen: Informieren Sie sich über LGBTQIA+ Identitäten und Gemeinschaften, um ein besseres Verständnis und eine Verbindung zu Ihrer eigenen Identität zu entwickeln.

 

2. Unterstützungsnetzwerke aufbauen

Sich von unterstützenden Menschen umgeben zu wissen, kann erheblich dazu beitragen, die Herausforderungen des Outings zu bewältigen.

  • Vertrauenspersonen: Sprechen Sie mit Freunden, Familienmitgliedern oder Mentoren, denen Sie vertrauen und von denen Sie Unterstützung erwarten.
  • Selbsthilfegruppen: Treten Sie LGBTQIA+ Selbsthilfegruppen bei, um sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
  • Online-Communities: Nutzen Sie sichere Online-Foren und Communities, um Unterstützung und Austausch zu finden.

 

3. Schritte zum äußeren Outing planen

Planen Sie Ihr äußeres Outing sorgfältig und in Ihrem eigenen Tempo.

  • Zeitpunkt: Wählen Sie einen Zeitpunkt, zu dem Sie sich emotional bereit und sicher fühlen.
  • Vorbereitung: Bereiten Sie sich mental darauf vor, indem Sie Gespräche im Voraus durchdenken und überlegen, was Sie sagen möchten.
  • Unterstützung: Haben Sie eine Unterstützungsfigur, die bei Bedarf an Ihrer Seite sein kann.

 

4. Umgang mit Reaktionen

Reaktionen auf das Outing können unterschiedlich sein und es ist wichtig, vorbereitet zu sein, sowohl auf positive als auch auf negative Reaktionen.

  • Positive Reaktionen: Seien Sie offen für positive und unterstützende Reaktionen und schätzen Sie diese.
  • Negative Reaktionen: Entwickeln Sie Strategien zum Umgang mit negativen Reaktionen, z.B. durch ruhige und klare Kommunikation oder das Setzen von Grenzen.
  • Selbstschutz: Achten Sie auf Ihre emotionale Sicherheit und entfernen Sie sich, wenn nötig, aus Situationen, die schädlich oder unangenehm sind.

 

5. Ressourcen nutzen

Nutzen Sie verfügbare Ressourcen, um Unterstützung und Informationen zu erhalten.

  • Beratungsstellen: Suchen Sie LGBTQIA+ Beratungsstellen oder Psychotherapeuten auf, die auf LGBTQIA+ Themen spezialisiert sind.
  • Bildungsmaterialien: Lesen Sie Bücher, Artikel und schauen Sie Dokumentationen über LGBTQIA+ Themen, um Ihre eigene Identität und die Gemeinschaft besser zu verstehen.
  • Rechtliche Unterstützung: Informieren Sie sich über Ihre Rechte als LGBTQIA+ Person und nutzen Sie rechtliche Unterstützung, wenn nötig.

 

6. Selbstliebe und Positivität fördern

Fördern Sie Ihre eigene Selbstliebe und positive Selbstwahrnehmung.

  • Positives Umfeld: Umgeben Sie sich mit positiven Einflüssen und Aktivitäten, die Ihre Selbstachtung und Ihr Wohlbefinden fördern.
  • Selbstbestärkung: Nutzen Sie Affirmationen und positive Selbstgespräche, um Ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
  • Kreativität: Nutzen Sie kreative Ausdrucksformen, wie Schreiben, Zeichnen oder Musik, um Ihre Gefühle und Identität auszudrücken.

 

7. Grenzen setzen

Lernen Sie, Ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren.

  • Schritte erkennen: Verstehen Sie, dass Sie nicht verpflichtet sind, sich jemandem anzuvertrauen, bevor Sie sich bereit fühlen.
  • Komfortzonen: Halten Sie sich an Ihre Komfortzonen und setzen Sie klare Grenzen, wenn Gespräche für Sie unangenehm oder zu invasiv werden.

 

8. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Wenn Sie das Gefühl haben, zusätzliche Unterstützung zu benötigen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

  • Therapie: Ein Therapeut, der auf LGBTQIA+ Themen spezialisiert ist, kann Ihnen helfen, durch Gefühle der Angst, Scham oder Ablehnung zu navigieren.
  • Beratung: Spezialisierte Beratungsdienste können Ihnen Strategien und Unterstützung bieten, um den Outing-Prozess sicher und gesund zu gestalten.

 

Abschließend ...

Das Erkennen Ihrer LGBTQIA+ Identität und der Prozess des Outings können herausfordernd, aber auch befreiend und stärkend sein. Es ist wichtig, diesen Prozess in Ihrem eigenen Tempo zu durchlaufen und Unterstützung auf Ihrem Weg zu suchen. Denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind, und dass Sie jederzeit auf professionelle Unterstützung zurückgreifen können, wenn Sie sie benötigen.

 

Herzliche Grüße,

 

Mag. Thomas Rotter

Psychotherapie, Sexualtherapie & biopsychosoziale Gesundheit

 


© Mag. Thomas Rotter, BA. pth.

Psychotherapeut und Sexualtherapeut

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