Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen
eine kleine Einführung ...
"Definitionen haben eine gleiche Art von Nutzen, wie Wegweiser es einfach machen
zu reisen: sie zeigen die Richtung an. Aber du kommst nicht an wo du hin willst,
wenn du nur unter einem Wegweiser stehst
und wartest, bis er dir sagt was zu tun ist."
(Kate Bornstein)
Gender vs. Sex (engl.)
Die Begriffe "sex" und "gender" werden in unserer Alltagssprache häufig synonym verwendet. Das ist jedoch nicht korrekt. "Sex" bezieht sich rein auf biologisch-körperliche Unterschiede, während "Gender" bedeutet, wie sich Menschen subjektiv identifizieren.
Das Geschlecht (engl. sex) bezieht sich auf die physischen Unterschiede zwischen Menschen, die weiblich, männlich oder intersexuell sind. In der Regel wird dieses biologische Geschlecht bei der Geburt auf der Grundlage körperlicher Merkmale, einschließlich der Genitalien und der chromosomalen Beschaffenheit zugewiesen.
Dieses zugewiesene Geschlecht wird auch als das "Geburtsgeschlecht" einer Person bezeichnet.
Bei der Geschlechtsidentität (engl. gender) geht es in erster Linie darum, wie sich eine Person selbst identifiziert. Im Gegensatz zum Geburtsgeschlecht besteht die Geschlechtsidentität nicht aus binären Formen. Vielmehr ist die Geschlechtsidentität ein breites Spektrum und jede Person kann sich an jedem beliebigen Punkt innerhalb dieses Spektrums oder auch ganz außerhalb davon identifizieren.
Dabei ist es wichtig zu berücksichtigen, dass Menschen sich mit Geschlechtsidentitäten indentifizieren können, die sich von ihrem Geburtsgeschlecht unterscheiden, oder auch mit gar keinem.
Diese Identitäten können bspw. transgender, nicht-binär, polygeschlechtlich oder auch geschlechtsneutral sein.
Es gibt viele Möglichkeiten im natürlichen Spektrum wie eine Person ihr eigenes Geschlecht definieren kann.
Nicht zuletzt, gibt es Geschlechtsidentitäten auch als soziale Konstrukte, den sogenannten "Geschlechter-Rollen" oder "Normen". Diese sind in erster Linie als, im jeweiligen kulturellen Kontext, konstruierte soziale Rollen mit bestimmten Verhaltensweisen und Eigenschaften, die die Mehrheit einer Gesellschaft, abhängig vom jeweiligen Kulturkreis und der jeweiligen Epoche, als "angemessen" für Personen (hauptsächlich unter einem binären Dogma - "männlich"/"weiblich") betrachtet.
(Quelle: https://www.medicalnewstoday.com/articles/232363#sex)
(Mehr dazu in einem späteren Blog-Artikel ...)
Sexuelle Orientierung
Sexuelle Orientierung, auch Sexualorientierung oder Geschlechtspartner-Orientierung, erfasst die nachhaltigen Interessen einer Person bezüglich des Geschlechts beziehungsweise der Geschlechtsidentität (Gender) von potentiellen Partnern auf der Basis etwa von Reproduktionsinteresse, Emotion, romantischer Liebe, Sexualität und Zuneigung.
Gegenüber sexuellem Verhalten unterscheidet sich die Orientierung durch den Bezug auf Gefühle und Selbstkonzept. Darauf basierendes sexuelles Verhalten kann stattfinden, muss aber nicht. Zwischen zwei Extremen (Heterosexualität / Homosexualität) herrscht eine stufenlose Vielfalt. Wichtig ist, dass es sich bei dem gesamten Spektrum an sexuellen Orientierungen um je her ganz natürliche Varianten der menschlichen Sexualität handelt!
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_Orientierung)
Vielfalt sexueller Orientierungen - eine kleine Auswahl:
Homo, hetero, bi… und vieles mehr!
So vielfältig Gefühle sein können, so vielfältig sind auch die Begriffe, mit denen Menschen ihre sexuelle Orientierung beschreiben.
heterosexuell: damit sind Menschen gemeint, die sich ausschließlich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen.
homosexuell: so nennt man Menschen, die nur das eigene Geschlecht anziehend finden. Dafür werden auch andere Begriffe verwendet, zum Beispiel »schwul«, »lesbisch« oder »gay«.
bisexuell: Bisexuelle fühlen sich zu Männern und zu Frauen hingezogen.
pansexuell: Pansexuelle fühlen sich zu anderen Menschen hingezogen, ganz unabhängig davon, welches Geschlecht oder welche Geschlechter sie haben.
neugierig, interessiert oder »noch unentschlossen«: halb so wild, man muss sich nicht festlegen!
asexuell: mit diesem Begriff macht man deutlich, dass man eigentlich keine sexuelle Anziehung empfindet – egal welchem Geschlecht gegenüber.
allosexuelll: beschreibt Personen, die sich sexuell zu anderen Menschen hingezogen fühlen. Somit handelt es sich um das Gegenteil von „asexuell“. Der Begriff ermöglicht es, diskriminierungsfrei über asexuelle und allosexuelle Menschen zu sprechen.
queer: damit bringt man zum Ausdruck, dass man die gesellschaftlichen Normen von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit, also die Beschränkung von Geschlecht auf die beiden Kategorien »Mann« oder »Frau«, ablehnt und sie nicht als wichtig für sich selbst erachtet.
fluid: drückt aus, dass die Identität oder Sexualität nicht feststeht, sondern sich ändert bzw. immer wieder ändern kann.
demisexuell: Demisexualität ist eine sexuelle Orientierung, die sich zwischen Allosexualität und Asexualität verorten lässt. Demisexuelle Menschen fühlen sich nur dann zu einer anderen Person körperlich / sexuell hingezogen, wenn sie eine langfristige emotionale Bindung zu dieser Person aufgebaut haben.
Das sind nur die gängigsten Begriffe, um sexuelle Orientierungen zu beschreiben, denn: Die sexuelle Orientierung ist so individuell wie jeder Mensch selbst. Und deshalb gibt es auch Menschen, die sich gar nicht einordnen möchten und jegliches »Etikett« für sich ablehnen. Auch das ist völlig in Ordnung!
Die verschiedenen Ausprägungen von Identitäten bzw. Definitionen
Verbreitete Ausprägungen sind (die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient rein einem kurz gefassten Überblick):
Agender: Jemand fühlt sich explizit ohne Geschlecht (andere Begriffe: Neutrois, Genderless, Gender-free).
Androgyn: Androgyn kann bedeuten, dass sich jemand als in der Balance zwischen männlich und weiblich fühlt. Es kann aber auch heissen, dass jemand sich eher wie ohne Geschlecht fühlt (siehe auch Agender).
Bigender: Jemand fühlt sich als zweigeschlechtlich («Man und Frau» oder auch etwas anderes) – gleichzeitig. Gewisse Menschen verwenden den Begriff aber auch für sich, weil sie wechseln zwischen den zwei Geschlechtern.
Demigirl bzw. Demiboy: Wenn jemand sich nur teilweise als «Frau» sieht (=Demigirl). Diese Person kann ein männliches oder weibliches zugewiesenes Geschlecht haben (andere Begriffe: Trans feminin / Trans maskulin).
Drittes Geschlecht (Third Gender): Begriff aus der Antropologie für Menschen, die ausserhalb der heteronormativen Geschlechterrollen leben (d.h. Trans* oder homosexuelle Menschen).
Gendereinhorn: Dieser Begriff soll verdeutlichen, dass jemand sein Geschlecht als einzigartig sieht. In diesem Sinne haben viele non-binäre Menschen ihre eigenen Begriffe kreiert, um auszudrücken, das sie sich ganz alleine definieren wollen, wenn es um ihr Geschlecht geht.
Genderfluid: Das Geschlechtsempfinden ist fliessend d.h. verändert sich immer wieder (andere Begriffe: genderflux).
Genderfuck: Dieser Begriff soll ausdrücken, dass jemand das ganze System von Geschlechterrollen oder -identitäten ablehnt (andere Begriffe: gender WTF).
Neutrois: Die non-binäre Geschlechtsidentität «neutrois» ist weder männlich noch weiblich, sondern geschlechtsneutral. Mehr zu neutrois …
Transgender: Obwohl der Begriff Transgender auch als Oberbegriff für binäre und non-binäre Trans*menschen verwendet wird (oder Trans*), gibt es auch einige, die ihn verwenden, um auszudrücken, dass sie «Gender transzendiert» haben.
Trigender:Trigender ist ein Geschlecht. Menschen, die sich mit drei Geschlechtsidentitäten identifizieren, können sich als trigender bezeichnen. Diese drei Identitäten können gleichzeitig oder abwechselnd auftreten.
Two-Spirit: Ein Begriff der Native-American für alle Menschen in ihren Stämmen, die ausserhalb der heteronormativen Geschlechterrollen leben (d.h. Trans* oder homosexuelle Menschen).
(Quelle: https://www.nonbinary.ch/auspraegungen/)
und viele mehr ....
Praxis PROJEKT-LEBEN®: Mag. Thomas Rotter, BA. pth. - Psychotherapeut & zert. Sexualtherapeut)
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